Kanarienzucht- und Vogelschutzverein: Jury prämiert auf Ausstellung die Vereinsmeister / Nachwuchsprobleme in den Reihen

Hier zwitschern Champions

Von unserer Mitarbeiterin Désirée Themel

Hübsch zu betrachten: die Farb- und Postkanarien sowie Exoten bei der Ausstellung des KZV.

© Schwerdt

Mehr als 160 Kanarien, Finken und auch Exoten von über 20 Züchtern zwitscherten am Wochenende bei der Vogelausstellung des Kanarienzucht- und Vogelschutzvereins Schwetzingen und Umgebung (KZV) im Gasthaus "Zum Schwanen" in unterschiedlichen Tonlagen vor sich hin. Bereits am Freitag bewerteten Preisrichter unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Gefieder, Haltung, Körper und Größen der Vögel. Begleitet wurde das bunte Treiben von einer Tombola. Auch Kuchen und Getränken standen für die Gäste zur Stärkung bereit.

Passion schon von klein auf

"Wenn man das einmal im Blut hat, ist man für immer dabei", spricht Paul Wiesler, zweiter Vorsitzender des KVZ, begeistert über seine Leidenschaft zu dem Federvieh. "Ich selbst habe zu Hause über 200 Vögel", fügt er stolz hinzu. Klar, dass sich da die eigene Ehefrau auch mal über zu wenig Aufmerksamkeit beschweren darf.

Die Vereins- und Jugendmeister

Farbkanarien und Championvogel Farbkanarien: Paul Wiesler (Oftersheim).

Positurkanarien und Championvogel Positurkanarien: Kurt Körner (Brühl).

Cardueliden/Mischlinge: Juri Schäfer (Oftersheim).

Championvogel Cardueliden und Bester Vogel der Schau aller Sparten: Emanuele Izzo (Plankstadt).

Jugendmeisterschaft: 1.+6. Giuseppe Izzo (Plankstadt, Fife schimmel+Kanariengimpel), 2. Alessandro Inzirillo (Farbkanarien schwarz, rot, mosaik), 3.+4. Raffaele Inzirillo (Farbkanarien rot, ivoor), 5. Marcell Pfattheicher (Farbkanarien rot, ivoor). zg

"Ich habe das schon gemacht, als ich ein kleiner Junge war. Man bekommt das irgendwie in die Wiege gelegt", berichtet der passionierte Vogelzüchter, der mit seinen Schützlingen schon viele Auszeichnungen abgeräumt hat, darunter etliche deutsche Meistertitel. Auch seine Kinder seien vor ihrer "Sturm- und Drangphase" eifrig bei der Sache gewesen und hätten mehrere nationale Siege gefeiert. Der 52-jährige Oftersheimer stieß durch das ehemalige und schon verstorbene Vereins- und Vorstandsmitglied Karl-Heinz Ruf zu dem KZV und ist nun seit fast 30 Jahren aktiv dabei.

                                                        

Auch Karin Winkler gehört zum KZV. "Wir haben viel mehr männliche Mitglieder", erzählt die 55-jährige Schwetzingerin. Sie ist eine der drei weiblichen Mitglieder und kam über ihren Mann zum Verein, den sie mittlerweile mehr passiv unterstützt. "Wir sind wegen des tollen Gemeinschaftsgefühls geblieben", lobt Winkler, die ihrem Mann beim Baden und Füttern der Tiere half.

Neben dem geringen Anteil an weiblicher Unterstützung steht der KVZ vor noch einem Problem. Der gelernte Maschinenführer Paul Wiesler bedauert: "Es ist schade, dass wir so wenige junge Leute im Verein verzeichnen können. Die meisten Kinder und Jugendliche interessiert leider mehr die digitale Welt." Da es sich vor allem um ein sehr zeitaufwendiges und kostspieliges Hobby handle, seien immer weniger Menschen bereit, die Umstände auf sich zu nehmen, was das "Aussterben" dieses Zeitvertreibs mit sich bringe. Durch solche Ausstellungen versuchen die Vereinsmitglieder, auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, für Vogelzucht und -schutz die Werbetrommel zu rühren. Der Oftersheimer Wiesler, einer der erfolgreichsten Züchter der Schau, erzählt auch, dass Menschen überrascht reagieren, wenn er von seinem Hobby berichtet. "Da wird man schon mal wie ein Außerirdischer angeguckt", sagt der Schichtarbeiter und muss lachen. Dies sei jedoch nur so, weil dieser Zeitvertreib nicht in den Alltag beziehungsweise in der Gesellschaft integriert sei, meint er.

Aufwendiges Hobby

Zwei der Ausstellungsbesucher, Manfred Mähringer aus Oftersheim und Aristoteles Karavassilis aus Schwetzingen, züchten selbst nicht, haben jedoch Bekannte, die diesem Hobby frönen. "Mir macht es einfach Spaß, auf Ausstellungen und Prämierungen zu gehen und die Vögel zu bewundern", sagt Karavassilis. Die Aussteller freuen sich über derartiges Interesse: Denn das eigentliche Züchten sei, so Wiesler, komplizierter als so mancher vermute. Neben dem allgemeinen Wohlergehen seiner Lieblinge sei nämlich noch die Vererbungslehre zu beachten. Diese gibt vor, welche Tiere gekreuzt werden dürfen.

"Das ist schon eine Wissenschaft für sich", beschwichtigt der Experte. "Man muss die Vögel zudem an die kleinen Käfige bei Ausstellungen gewöhnen. Manche Leute machen sich zwar unverständlicherweise nichts aus dem Leid der Tiere - sie sind aber schließlich keine Ware, sondern Lebewesen."

© Schwetzinger Zeitung, Dienstag, 19.11.2013